Aus persönlichen und familiären Gründen denke ich im Moment sehr viel über Altenpflege nach (deswegen schreibe ich jetzt auch mal wieder auf Deutsch…). Ich möchte jetzt anfangen, meine Ideen vorzustellen, um dadurch hoffentlich auch andere zu finden, die auch Lust haben, sie umzusetzen.
Mein Vater hatte Ende Januar einen Schlaganfall. Nach einem Monat im Krankenhaus wurde er in eine Rehabilitationsklinik entlassen. Dort ist er immer noch, also fast drei Monate. Da es klar ist, dass besonders älter Menschen besser leben und heilen, wenn sie in ihrer gewohnten Umgebung sind, erscheint mir, dass das nicht so viel wie möglich zur Heilung beitragen kann. Die Pflege ist zwar, soweit ich das aus der Ferne abschätzen kann, gut, aber nicht optimal, weil sie eben an das jetzige Altenpflegen-System gebunden ist. Wäre etwas anderes, besseres möglich? Könnten wir ein System entwickeln, dass letztendlich für alle besser ist? Ich schlage eine ambulante Reha mit letztendlichem Ziel einer geplanten Großfamilie vor. Im Rest diese Blog-Beitrags werde ich beide Ideen skizzieren.
Die Idee für die ambulante Reha ist durch eine ambulante psychologische Betreuung inspiriert worden (siehe Teil 3). Menschen, die psychologische Herausforderungen haben, werden rund um die Uhr unterstützt, damit sie nicht in einer Klinik sei müssen, sondern zu Hause leben können. Die Psychologin kommt zu ihnen. Das hat den großen Vorteil, dass, was sie in der Therapie lernen, gleich umgesetzt werden kann. Der oft krasse Unterschied zwischen Leben in der Klinik und außerhalb, in der “wirklichen Welt,” wird dadurch vermieden. Und es wird verhindert, dass Menschen zurück in die Klinik müssen nur weil sie die Umstellung nicht schaffen. Langfristig wird ihnen dadurch besser geholfen – und nebenbei wird auch noch Geld gespart (was ja leider oft wichtiger ist, als Menschen wirklich zu helfen…).
Ich denke, dass im Prinzip so etwas auch in die Rehabilitation von alten Menschen umgesetzt werden könnte, obwohl die Betreuung wahrscheinlich intensiver sein müsste. Es gibt schon Ansätze zu solchen ambulanten Angebote (z.B. hier zum Beispiel), die auf schwierigere Fälle erweitert werden könnten.
Ohne praktische Erfahrung zu haben, überlegte ich weiter (wie das PhilosophInnen ja oft machen). Wenn PflegerInnen 24 Stunden mit ihren Patienten zusammen sein müssen, wie könnte das ambulant geschehen? Natürlich ähnlich, wie im Krankenhaus oder einer Rehabilitationsklinik: Mit Schicht-Arbeit. Wie könnte das erleichtert werden? Naja, Kinder können mit alten Leuten oft besser umgehen als Erwachse. Anstelle die Kinder der PflegerInnen, wenn sie welche haben, zur Kindertagesstätte zu schicken, vielleicht könnten sie in die Pflege integriert werden. Nicht alle alten Menschen leiden an Demenz, also sind sie durchaus fähig bei Hausaufgaben, zu helfen. Es könnte ja auch sein, dass es Demenz gut tut, helfen zu müssen. Also die geplante Großfamilie kann hier schon anfangen: Menschen, alt und jung und dazwischen, werden bewusst zusammengebracht damit Kindern mehr als nur ihre biologischen Eltern zur Verfügung stehen. Sarah Blaffer Hrdy nennt das “alloparents,” Erwachsene, die für Kinder mitverantwortlich sind, obwohl sie nicht verwandt sind. In ihrer Forschung hat sie gezeigt, dass alloparents, Kindersterblichkeit reduzieren, zumindest für Affen. Da ich weiß, wie schwierig, dass Alleinerziehen eines Kindes ist, denke ich, dass dies sehr gut für die Eltern ist!
Eine Frage, die ich auf jeden Fall noch beantworten muss (außer den Details für die Ideen oben…): Wie kann so etwas an alle angeboten werden, nicht nur Leute, die, z.B., genug Platz haben? Letztendlich erwarte ich das solch eine Pflege-Umstrukturierung nur möglich ist, wenn unsere Gesellschaft das Wohlgehen von Menschen in den Mittelpunkt stellt, anstelle Profite.