Wo Kommst Du Her?
Eine Klassenkameradin fragte einen Klassenkameraden: “Wo kommst Du her?” Er antwortete, “Aus Deutschland.” “Ach Du weißt doch was ich meine!” erwiderte sie.
Ich lachte mit dem Klassenkamerad über seine Antwort und erzählte ihm danach von einer ähnlichen Geschichte aus meiner Kindheit, wo auch eine Frau, die nicht “typisch deutsch” aussah (was auch immer das ist!), einen zu neugierigen weißen Menschen durch ihre Antworten in Verlegenheit zu bringen versuchte. Erst später ging mir auf, dass ich ihn überhaupt nicht gut unterstützt hatte! Und die Geschichte, die für mich ungewöhnlich war, ist wahrscheinlich für ihn viel zu regelmäßige Erfahrung. Außerdem braucht er ja nicht meine Zustimmung, dass sein Verhalten gut war! Deshalb überlegte ich mir, wie ich als Verbündete handeln könnte.
So hätte ich gerne reagiert (anstelle von dem impliziten “oh, das hast du gut gemacht”): Ich hätte gerne gesagt “natürlich weiß er, was du meinst, aber weißt du was er mit seiner Antwort meint?” Wenn sie mit verdutztem Blick oder einem “nein” geantwortet hätte, könnte ich ihn fragen “darf ich mal raten?” Vielleicht nickt er zustimmend. Dann könnte meine Antwort so weiter gehen: “Vielleicht ist er die Frage leid, weil sie ja eigentlich in Frage stellt, dass er Deutscher ist. Warum wird das in Frage gestellt? Wegen seiner Hautfarbe? Seinem Akzent? Ich hab’ doch auch einen! Was macht denn ein Menschen “deutsch”? Und warum hast du ihn überhaupt gefragt? Würdest du einfach anderen Fremden, die aber weiße Hautfarbe haben, so eine Frage stellen, die aus dem Nichts kam, also mit Nichts verbunden war, was in er im Unterricht gesagt hat?”
Vielleicht wäre das ein bisschen viel auf einmal… Das Wichtigste ist aber, klar zu machen, dass sie eigentlich kein Recht auf eine andere Antwort hat, die er gegeben hatte. Sie kann nicht entscheiden, dass seine Antwort – Deutschland – falsch sein muss.
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